Brig (dhi) Dezember 2017: Der deutsche Schriftsteller und Filmemacher Michael Roes ist «Spycher» Literaturpreisträger und weilt momentan in Leuk. Er nahm sich auf Einladung von Edmund Steiner die Zeit, seinen neusten Film mit gehörlosen Schauspielern an der PH-VS in Brig zu zeigen und anschliessend Fragen zu beantworten.
Der Film Bardo, eine Adaption des Theaterstücks «Class Enemy», handelt von sechs Schülern im Alter zwischen sechzehn und achtzehn Jahren. Nachdem alle Lehrer, die die Klasse bisher unterrichten sollten, das Handtuch geworfen haben, warten die Schüler auf die neue Lehrkraft. An diesem Freitagmorgen kommt jedoch niemand mehr, weshalb sich die Jugendlichen entschliessen, während des Wartens selber Lehrer zu spielen. Jeder hält eine Stunde, die die anderen zu sabotieren versuchen. Im Verlauf dieses Unterrichts erzählen die Jungen von sich, ihren Nöten, ihrem Hass, ihren Ängsten und ihren Sehnsüchten. Es kommt zum Konflikt unter ihnen, als sie erfahren, dass man sie aufgegeben hat.
Mit Gestik und Mimik unterrichten
Für seine Adaption von «Class Enemy» wählte Michael Roes als Drehort Tunis. Die Protagonisten sind gehörlose Laiendarsteller, welche mit Gestik und Mimik eindrucksvoll kommunizieren. Roes gelingt es, zwischenmenschliche Beziehungen und gesellschaftskritische Aspekte auf emotionale und authentische Weise zu vermitteln. Im Anschluss an den Film nahm sich der Filmemacher Zeit, um über den Entstehungsprozess von Bardo zu erzählen: unter anderem, wie er es mit seinem Team schaffte, das englische Drehbuch in Gebärden zu übersetzen, welche künstlerischen Freiheiten die Darsteller hatten und wie das anspruchsvolle Setting technisch umgesetzt wurde. Umso mehr war das Publikum beeindruckt, weil für die Produktion ein kleines Budget und lediglich 14 Tage Drehzeit zur Verfügung standen.
Foto : Michael Roes und das Publikum schauen gebannt zu.